HINTERGRUND

Wir rücken das Problem in den Vordergrund.

2012 ist die Kinder- und Jugendanwaltschaft an die Männerberatung Wien herangetreten, ein Projekt zu unterstützen, dass pädophilen Männern, die noch nicht zum Täter geworden sind, helfen soll.

Innerhalb Österreichs ist das Wiener Sozialtherapeutische Programm für Sexualtäter (WSPS) der Männerberatung Wien seit Jahren in der Arbeit mit erwachsenen pädosexuellen Männern vorbildhaft, jedoch fehlen seit Jahren Gruppen für Männer aus dem Dunkelfeld, die pädophil (auf Kinder orientierte Erwachsene) oder hebephil (auf pubertäre Jugendliche orientierte Erwachsene) sind und sich freiwillig einer Behandlung unterziehen wollen, und das bevor sie von der Justiz oder der Kriminalpolizei (wieder) erwischt werden. Der Grund ist, dass die österreichischen Täterarbeits- und Opferschutzprogramme erst greifen, nachdem „etwas passiert“ ist und als Nachbehandlungsprogramme konzipiert sind und deshalb nur einen kleinen Abschnitt des gesellschaftlichen Problems einsehen.

Erschwerend ist auch, dass einige Begriffe zu diesem heiklen Thema im öffentlichen Diskurs verwechselt und falsch interpretiert werden:

  1. So wird von jedem missbrauchten Jungen angenommen, er hätte in Zukunft das Problem zum Täter zu werden. Tatsächlich ist die Zahl missbrauchter Männer unter den Sexualtätern gleich groß wie in der männlichen Gesamtbevölkerung.
  2. Pädophilie meint nicht den sexuellen Missbrauch (pädosexuelle Problematik), sondern das innewohnende Gefühl mancher Männer sich von Kindern oder Jugendlichen (sexuell) angezogen zu fühlen, einige von ihnen haben keine andere sexuelle Präferenz (Kernpädophilie), die meisten haben zahlreiche Sexualkontakte auch zu Erwachsenen.
  3. Nicht jeder, der Kindesmissbrauchsfotos aus dem Internet anschaut, ist pädophil, jedoch verharmlost er eine problematische Tendenz in sich und sollte sich diesen „Verleugnungen“ stellen. Manche sind auch Sammler oder aber „Hypersexualisierer“.
  4. Pädophilie ist nur in einigen Aspekten (Fixierung, Zwangsproblematik, Massivität der Wahrnehmung im Alltag) veränderbar, Ziel ist nicht das Verschwinden des Problems, sondern ein adäquater Umgang mit anderen Menschen (v.a. gegenüber Kindern) und ein Vermeiden gefährlicher Situationen.
  5. Nicht jeder Mann, jede Frau, die Kinder oder Jugendliche sexuell missbrauchen, sind pädophil, sondern die meisten verfallen in eine Art regressives Konfliktverhalten, die ein sexuelles Delikt zeitigen.

Trotz dieser in der (medialen) Öffentlichkeit oftmals verwechselten Tatsachen, ist das Ausmaß an pädophilen Männern immens hoch, das Wissen darüber äußerst gering.

Seit dem Jahr 2013 wurden dazu gezielt Radio-Interviews geführt, um das Programm bekannt zu machen, außerdem wurde „Nicht Täter Werden“ zum Thema von Interviews im Kurier, Falter, Standard und einer Ärztezeitschrift und eine Website wurde erstellt.